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„Mehr Wert als man denkt“ – Studie berechnet Sozialbilanz von Werkstätten für behinderte Menschen
Am 23. Oktober 2014 stellte Professor Dr. Bernd Halfar von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt die Ergebnisse der ersten bundesweiten Studie zum Social Return on Investment der Werkstätten für behinderte Menschen im Rahmen einer Pressekonferenz im Nürnberger Rathaus vor. Dr. Ulrich Maly, der als Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg ganz konkret mit der Umsetzung von Inklusion befasst ist, brachte den Bezugsrahmen zur aktuellen politischen Debatte um die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe ein.

Die Studie berechnet, welche volkswirtschaftlichen Wirkungen gemeinnützige Werkstätten für behinderte Menschen erzeugen. Die Ergebnisse belegen: Sozialausgaben sind Investitionen von Steuermitteln, die auf verschiedenen Ebenen Mehrwerte schaffen – sozial und wirtschaftlich. Werkstätten sind wertschöpfend. Unterm Strich steht ein deutliches Plus für die Gesellschaft. Mit 100 Euro investierten Mitteln erzeugen sie eine Wertschöpfung in Höhe von 108 Euro.

Werkstätten wirken – sie verbessern die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung. Und sie sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in ihrer Region und darüber hinaus. Die in Werkstätten investierten öffentlichen Mittel werden nicht einfach verbraucht. Die positiven Effekte sind für alle Beteiligten zu spüren. Um die Wertschöpfung öffentlich sichtbar zu machen und den Kreislauf von investierten Mitteln und erzeugten Wirkungen und Rück-flüssen darzustellen, hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) Prof. Dr. Bernd Halfar von der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und das Nürnberger Forschungsinstitut xit GmbH mit einer bundesweiten Studie zum Social Return on Investment (SROI) beauftragt.

SROI-Methode
Social Return on Investment bedeutet, dass man Sozialausgaben der öffentlichen Hand nicht als „versenkte Mittel“ betrachtet, sondern als Investitionen. Die SROI-Studie fragt: Welchen Ertrag bekommt die Gesellschaft für ihre Investitionen in Werkstätten zurück? Was die sozialen Investitionen bewirken, stellt die Studie aus vier Perspektiven dar.

Unterm Strich ein deutliches Plus für die Gesellschaft
Werkstätten und ihre Mitarbeiter führen Steuern und Sozialbeiträge ab, Werkstätten vermeiden an anderer Stelle Kosten für die öffentliche Hand und sie erzeugen direkte und induzierte wirtschaftliche Effekte für die Regionen. Die SROI-Studie hat diese Wirkungen gemessen. In der Summe kommt sie zu dem Ergebnis: Werkstätten sind wertschöpfend. Unterm Strich erzeugen sie ein deutliches Plus für die Gesellschaft. Hochgerechnet verschaffen Werkstätten der öffentlichen Hand pro Jahr Einnahmen und Einsparungen in Höhe von etwa 6 Milliarden Euro im Vergleich zu Investitionen in Höhe von 5,6 Milliarden Euro. 100 Euro, die in Werkstattleistungen investiert werden, erzeugen also eine Wertschöpfung von 108 Euro.

Die 4 SROI-Perspektiven im Detail:

SROI 1:
Die erste Perspektive bestimmt die Rückflüsse, die aus der Werkstatt über Sozialversicherungsbeiträge und Steuern an die öffentliche Hand zurückfließen. Diese werden von den erhaltenen Zuschüssen und Entgelten abgezogen. Ein Ergebnis der Studie ist: 51 Euro von 100 Euro fließen sofort wieder an die Gesellschaft zurück.

SROI 2: Die zweite Perspektive betrachtet, welchen Beitrag Werkstattbeschäftigte von ihren persönlichen Sozialleistungen über Steuern und Sozialbeiträge wieder an die öffentliche Hand zurückzahlen. Das Ergebnis: Werkstätten befähigen Menschen mit Behinderung, aktiver Teil der Gemeinschaft zu sein. Werkstattbeschäftigte erwirtschaften einen Teil ihres Lebensunterhaltes und leisten einen wertvollen volkswirtschaftlichen Beitrag. Von 100 Euro Transferleistungen, die die Werkstattbeschäftigten erhalten, zahlen sie im Schnitt 69 Euro an die öffentlichen Kassen zurück.

SROI 3: Diese Perspektive berechnet, welche Kosten entstehen würden, wenn es das Werkstattangebot nicht gäbe. Zum Vergleich: Ein Werkstattplatz kostet die öffentliche Hand – Steuern und Beiträge abgezogen – im Schnitt rund 10.000 Euro pro Jahr. Würden die Beschäftigten zu Hause bleiben, entstünden Betreuungskosten von durch-schnittlich rund 10.400 Euro pro Person. Ein Grund dafür ist: Einige Angehörige von Menschen mit Behinderung könnten nur eingeschränkt erwerbsfähig sein. Dadurch würden für den Staat Steuern und Beiträge aus Bruttolöhnen von rund 2 Milliarden Euro entfallen. Alternativen zur Werkstatt, die weniger Teilhabe für Menschen mit Behinderungen bieten, sind nicht günstiger.
 
SROI 4: Die vierte Perspektive betrachtet Werkstattunternehmen als Wirtschaftsfaktoren. Werkstätten sind Sozialunternehmen. Sie holen Aufträge in die Region und schaffen Arbeitsplätze. Hochgerechnet generieren Werkstätten direkte Einkommen in Höhe von 3 Milliarden Euro. Werkstätten und ihre Beschäftigten kaufen Waren und beziehen Dienstleistungen. Bundesweit bedeutet das eine direkte Nachfrage von rund 2,7 Milliarden Euro. Da die Mitarbeiter und Beschäftigten einen Teil ihres Einkommens in der Region ausgeben, wird dort die Wirtschaft angekurbelt. Durch die Tätigkeit von Werkstätten entsteht eine direkte und induzierte Nachfrage in Höhe von insgesamt 6 Milliarden Euro. Daran hängen wiederum direkte und induzierte Arbeitsplätze in Höhe von rund 7 Milliarden Euro (Bruttolöhne). Für die öffentliche Hand bedeutet dies Einnahmen in Höhe von knapp 6 Milliarden Euro.

Positive Sozialbilanz: Die Teilhabeangebote der Werkstätten verbinden Sozialleistungen und wirtschaftliche Produktivität zu einem Kreislauf. Damit verbessert das Werkstattangebot die Lebensqualität von behinderten Menschen, die Unterstützung im Arbeitsleben brauchen, und sie fördert die Wohlfahrt der Gesellschaft.

Ausführliche Informationen zur SROI-Studie finden Sie hier externer Link.

 




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