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Geflüchtete Menschen schnuppern Werkstattluft
Zemikial Tewelde arbeitete während seines Praktikums an der Kreissäge.
© Ralf Huwe
Seit März 2016 bieten die Kappelner Werkstätten geflüchteten Menschen Kurzpraktika in ihren Arbeitsbereichen an. Zunächst waren es nur vier Tage, inzwischen sind daraus vier Wochen geworden.

Das Praktikum bietet eine Chance, sich auszuprobieren. Die Praktikanten sind in einer geregelten Tagesstruktur eingebunden und kommen in Kontakt mit Kollegen. Für Menschen, die kaum oder noch gar kein Deutsch sprechen, ist das Praktikum ein gute Gelegenheit, Deutsch zu lernen. Aber vor allem bekommen Praktikanten die Chance zu zeigen, was sie können und wie motiviert sie sind. Die Werkstattfachkräfte können im Gegenzug einen ersten Eindruck davon bekommen, welche Fähigkeiten der Neuling hat und diese Einschätzung potenziellen Arbeitgebern kommunizieren.

„Entstanden ist dieses Projekt eher zufällig und es läuft richtig gut“, erzählt Ralf Huwe, Projektkoordinator der Kappelner Werkstätten. Jeden Morgen liefen Menschen an der Werkstatt vorbei zu einem 500 Meter weiter weg gelegenen Schulungsgebäude der bb Gesellschaft für Beruf und Bildung mbH, die unter anderem Sprach- und Orientierungskurse für Menschen mit Migrationshintergrund anbietet. „Irgendwann kam ich dann mit einigen von ihnen ins Gespräch. Sehr schnell habe ich dann meinen Kollegen und den Beschäftigten vorgeschlagen, ob wir nicht ein paar Leute zum Kennenlernen in die Werkstatt einladen wollen“, erinnert sich Huwe. Zu Beginn habe es zwar Vorbehalte und Unsicherheiten auf beiden Seiten gegeben, diese hätten sich jedoch sehr schnell als grundlos erwiesen, als die ersten Interessenten in die Werkstatt kamen, so Huwe begeistert.

Sehr gern in der Werkstatt gearbeitet hat auch Muhammad Al Abdlaa, der zuvor bereits als Maschinenführer tätig war.
© Ralf Huwe
Zemikial Tewelde aus Eritrea und Muhammad Al Abdlaa aus Syrien haben zusammen mit weiteren Praktikanten gerade ihr vierwöchiges Praktikum abgeschlossen. Sie arbeiteten beide in der Metallverarbeitung zusammen mit den Beschäftigten und haben sich gut eingelebt. Sie sind Teil des Teams geworden und wurden von ihren Kollegen voll akzeptiert. So sehr, dass sie zum Sommerfest eingeladen wurden.

Gern würden die Kappelner Verantwortlichen noch mehr tun und geflüchteten Menschen eine FSJ-Stelle anbieten, die ihnen die Beschäftigung in der Werkstatt über ein Jahr ermöglichen würde. Doch hierfür müssen weitere FSJ-Stellen geschaffen und finanziert werden. „Da sind wir gerade dran“, erklärt Huwe. Durch die gute regionale Vernetzung der Werkstätten könnten geflüchtete Menschen in einem nächsten Schritt über den Zwischenstopp in der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt werden.

Das Kappelner Beispiel zeigt, dass Werkstätten die richtige Schnittstelle sind, um Bedarfe zu erkennen und Brücken zu bauen. Sie können Menschen, die sich in einer vollkommen neuen Umgebung mit vielen fremden Eindrücken zurechtfinden müssen, eine Perspektive geben. Und zwar eine, die sie in die Lage versetzt, bald für sich selbst sorgen zu können und endlich anzukommen.


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