Diesen Artikel an Freunde versenden
Email des Empfängers:
Email des Senders:
Name des Senders:

Gesundheitsförderung durch Schlüsselqualifikation
von Dr. Joachim Bischoff
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) analysierte die Berufsgenossenschaft für Gesundheits- und Wohlfahrtspflege (BGW) im Rahmen einer schriftlichen Umfrage das Ausmaß von Streßreaktionen bei Betreuer|inne|n und Fachkräften in WfbM. Im Vergleich zum Durchschnitt der berufstätigen Bevölkerung zeigten sich dabei folgende Erkenntnisse:

  • Der psychische Gesundheitszustand der Mitarbeiter in WfbM ist um 6,7 Prozent schlechter als der Vergleichswert.
  • Mitarbeiter in WfbM leiden erheblich stärker als die Vergleichsbevölkerung unter psychosomatischen Beschwerden (26,6 Prozent).
Um solchen Erscheinungen bei den Mitarbeitern entgegenzuwirken, bietet die BGW seit 2001 das Qualifizierungsprogramm „Gesundheitsförderung durch Schlüsselqualifikationen“ als Pilotprojekt an; seit 2003 auch für die WfbM. Das Programm befähigt die Mitarbeiter und Führungskräfte eines Betriebes, ihre sozialen, organisatorischen und personellen Kompetenzen (sogenannte Schlüsselfunktionen) auszubauen und im Berufsalltag gezielt einzusetzen. Angesichts der hohen Belastungen wird es immer wichtiger, effektiv, aber dennoch gesundheitsbewußt zu arbeiten und zu handeln.

Bei dem Qualifizierungsprogramm handelt es sich um ein praxisbezogenes Training, das betriebsintern abläuft. Vor Beginn des Trainings wird gemeinsam mit einem hausintern gebildeten Kreis von Beschäftigten (auch Steuerkreis genannt) ermittelt, welche Trainingsmaßnahmen im konkreten Fall erforderlich sind. Ausgangspunkt für das folgende Training sind immer Alltagssituationen, anhand derer gezeigt wird, wie man kompetent und gesundheitsschonend auch schwierige Situationen meistert. Sinnvoll ist das Training natürlich nur, wenn das Gelernte dann auch im Arbeitsalltag konsequent angewendet wird. Auf diesen Transfer des Gelernten in die Praxis wird bei dem Qualifizierungsprogramm großen Wert gelegt. Hierzu werden auch Führungskräfte einbezogen, die dazu beitragen, daß das Training nicht nur Training bleibt, sondern zur Handlungsmaxime wird.

Pilotprojektes in den Hoffnungstaler Werkstätten

Das Qualifizierungsprogramm wurde unter der Leitung von Dr. J. Bischoff erstmalig in den Hoffnungstaler Werkstätten gGmbH bei Bernau durchgeführt.

Unmittelbar nach der Trainingsmaßnahme konnte folgende erste Bilanz gezogen werden:

  • Die Teilnehmer zeigten eine große Bereitschaft, offen und ehrlich über vorhandene Probleme zu sprechen. Insgesamt waren sie sehr motiviert.
  • Deutlich nahm die Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmer zu. Mit Streßerscheinungen konnten sie erfolgreicher umgehen, so daß das Arbeitsklimas positiv beeinflußt werden konnte.
In einer Umfrage zwei Jahre später benannten die Teilnehmer folgende wesentliche Langzeitwirkungen:
  • Kommunikation und Arbeitszufriedenheit verbesserten sich,
  • Konflikte mit behinderten Beschäftigten konnten deutlich reduziert werden,
  • Konflikte im Mitarbeiterteam konnten erfolgreicher gelöst werden.
Der Nutzen für die Einrichtung bestand vor allem darin, daß durch das Kompetenztraining Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter gefördert wurde, die Arbeitszufriedenheit sich erhöhte und das Betriebsklima verbesserte. Gleichzeitig konnten die Betreuungsqualität und damit auch die Leistungsfähigkeit der WfbM positiv beeinflußt werden.

Trainer / Multiplikatoren für das Qualifizierungsprogramm gesucht

Als Trainer für das Qualifizierungsprogramm „Gesundheitsförderung durch Schlüsselqualifikationen“ fungieren so genannte Multiplikatoren, die von der BGW speziell für diese Aufgabe weitergebildet werden. Die Weiterbildung umfaßt fünf Seminarblöcke von zwei bis viereinhalb Tagen und erstreckt sich über einen Zeitraum von acht bis zehn Monaten. Sie wird zu 90 Prozent von der BGW finanziert und befähigt die Multiplikatoren,

  • Einrichtungen in Fragen der betrieblichen Gesundheitsförderung zu beraten,
  • ein Trainingsprogramm bedarfsorientiert zu planen und zu gestalten,
  • die relevanten Schlüsselqualifikationen zu vermitteln.
Nach Abschluß der Ausbildung sollen die Multiplikatoren das Qualifizierungsprogramm regelmäßig, auf alle Fälle mindestens einmal jährlich, durchführen. Langfristig soll so die flächendeckende Verbreitung des Qualifizierungsprogramms gewährleistet werden.

Wer sich zum Multiplikator weiterbilden lassen möchte, sollte über

  • Kompetenzen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen und
  • Erfahrungen in der Erwachsenenbildung verfügen und
  • die Anbindung an einen Verband oder Träger haben.
Ende des Jahres 2005 bietet die BGW eine Multiplikatorenweiterbildung für interessierte Personen aus WfbM an, in der es noch freie Plätze gibt. Start ist der 07.11.2005 im Bonhoeffer-Haus in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal bei Bernau.

Interessenten, die Näheres über die Anmeldeformalitäten wissen möchten, erhalten Auskunft unter der Telefon-Nummer (0 40 - 202 07 78 92).

Der Autor des Artikels
Dr. Joachim Bischoff
Muskauer Str. 6
03159 Döbern
Tel.: 03 56 00 - 66 56
Fax: 03 56 00 – 2 22 46



<< Zurück Seite drucken Diesen Artikel per Email versenden