Politik 10.06.07
Anwohnerprotest gegen Haus für behinderte Menschen
Wir zitieren:

Die Emotionen kochten hoch. Wilfried Gaul, Geschäftsbereichsleiter der St. Augustinus-Behindertenhilfe, und seine Begleiter, Geschäftsführer Dieter Peters, sowie Einrichtungsleiter Stefan Lua standen vor einer Mauer der Wut. Das Trio war in die Kindertagesstätte Schicksbaum gekommen, um die Anwohner des Viertels über das geplante Wohnprojekt für psychisch behinderte Menschen zu informieren.

Doch die Anwohner stritten mit Bezirkvorsteher Hans-Josef Ruland und Bürgerverein-Mitglied Ralf Krings über vermeintlich mangelnde Informationen im Vorfeld der Planungen.

Für das Projekt interessierten sich die schimpfenden Bürger vorerst nicht. Auch als eine Mutter anführte, daß jeder nach einer schweren Krankheit behindert sein kann, beruhigte das nicht. Erst als der Hausherr nach 40 Minuten drohte, die Versammlung aufzulösen, kehrte Ruhe ein und Gaul konnte die Planungen vorstellen.

Trauriger als die meisten

16 Menschen mit psychischer Behinderung sollen Am Schirkeshof in Appartements für zwei bis vier Bewohner eine neue Heimat finden. „Von Menschen mit psychischen Behinderungen werden mit Sicherheit keine zusätzlichen Gefahren in ihr Wohngebiet getragen“, betonte Gaul. „Sie sind genauso gefährlich wie alle, die hier sitzen.“ Die Behinderung der neuen Nachbarn seien Folgeerscheinungen schwerer psychischer Erkrankungen, die lange zurück lägen, betonte Gaul. „Das sind Menschen, die manchmal trauriger sind als die meisten von Ihnen. Die körperlich schwächer sind als die meisten von Ihnen.“ Der Angst der Anwohner, daß ihre Kinder Übergriffen ausgesetzt sein könnten, begegnete Gaul zwar mit Verständnis. „Gefährdungen für kleine Kinder gehen meist von Onkeln und Vätern aus“, zitierte er die Statistik. Die Forderung einiger Anwohner aus dem geplanten Begegnungsraum in dem Wohnhaus eine Teestube für die Jugendlichen des Viertels zu machen, um das fehlende Jugendheim auszugleichen, wies Gaul ebenso zurück, wie den Vorwurf, auf dem Grundstück sei ursprünglich Einzelhandel geplant gewesen.

Ralf Krings zeigte sich entsetzt über das Verhalten seiner Nachbarn. „In diesem Gebiet leben schon zehn psychisch kranke Menschen in Familien“, sagte er gegenüber der RP. „Wenn wir das Heim jetzt ablehnen, müßten wir konsequenterweise auch eine Unterschriftenaktion machen, daß die hier wegziehen“. Wie Krings fühlten auch andere Teilnehmer der Versammlung. „Zum Schluß sind eine Reihe zu mir gekommen und haben mir gesagt, wie peinlich es ihnen ist, daß der Stadtteil behindertenfeindlich aufgetreten ist“, berichtete Gaul. Er ist zuversichtlich, daß die Bewohner ihre neuen Nachbarn akzeptieren werden. „Wir werben weiter mit Ruhe und Geduld für das Projekt.“

Von Garnet Manecke


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