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Es geht nicht um milde Taten, es geht um die soziale Pflicht
Eine gute „Reportage zum Grundgesetz“ hat die Braunschweiger Zeitung am 29. Mai veröffentlicht. Autor Markus Schlesag zeigt am Beispiel des VW-Konzerns, dass nicht nur Aktionäre Dividende und Beschäftigte Gehälter erhalten. Das Unternehmen und seine Belegschaft sehen sich auch dem Wohl der Allgemeinheit verpflichtet, örtlich und weltweit.

Eine Wasser-Umwälzpumpe kann Glück bedeuten. Ein Luftausströmer für den Golf Plus ebenso. Dasselbe gilt für Luftgütesensoren oder Signalhorn-Halter. Jedes dieser unscheinbaren Stücke ist versehen mit einer ellenlangen Bestellnummer.

Doch was haben diese grauschwarzen Kunststoffteile, Dichtbänder, Schrauben, Unterlegscheiben und Metallschellen schon mit Glück zu tun? Wer Horst Sape und Benjamin Lehmann bei der Arbeit zuschaut, erhält darauf eine Antwort ohne viele Worte. In der Werkstatt der Lebenshilfe Wolfsburg, in einer großen Halle an der Suhler Straße, montieren die beiden Männer Wasserpumpen für Autos des VW-Konzerns.

Ratfatz geht das. Ebenso behende verpacken sie die fertigen Teile in Pappkartons. Damit werden die Bauteile im VW-Werk bis ans Band geliefert. Bei Sape und Lehmann sitzt jeder Handgriff. Sie verrichten sinnvolle Arbeit, erwirtschaften ein eigenes Einkommen. Das macht sie stolz, das macht sie glücklich. Ihre Arbeit und die ihrer 332 Kolleginnen und Kollegen in der Lebenshilfe-Werkstatt wird gebraucht.

Vielleicht könnte man die Stücke anderswo in noch größeren Chargen und damit minimal preiswerter einkaufen. Die Aktionäre könnten dann einen Bruchteil mehr an Dividende erhalten, die Mitarbeiter geringfügig mehr Lohn. Doch dagegen steht ein Grundsatz: Eigentum verpflichtet. „Das hier ist gelebte Integration“, sagt VW-Betriebsratsvorsitzender Bernd Osterloh, während er Horst Sape über die Schulter schaut.

„Wir als Belegschaft gehen mit gutem Beispiel voran“, sagt Osterloh. Allein an Mitarbeiter•Spenden sind in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro zusammengekommen - nicht allein für die Lebenshilfe in Wolfsburg. Viele andere Organisationen profitieren ebenfalls davon.

Die Lebenshilfe ist nur eine von vielen Organisationen, die bei VW um Spenden bitten. Die Anzahl der Anträge hat in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. „Daran macht sich der Sozialabbau bemerkbar“, sagt Osterloh. Längst sei eine Debatte darüber entbrannt, wo Unternehmen und Belegschaft einspringen sollten. Manch einer frage: Wollt Ihr dem Staat alle Aufgaben abnehmen? Auch was die Lebenshilfe betrifft, ist Wohltätigkeit nicht das einzige Maß der Dinge. Geht es um Aufträge, steht die Werkstatt mit anderen Lieferanten im harten Wettbewerb. Längst nicht jeden Auftrag, um den sie sich bewirbt, kann sie ergattern. Doch wenn sie Dinge genauso gut kann wie andere, und das fängt schon bei der Liefertreue an, dann hat sie einen Bonus.

„Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung sind gleichrangige Unternehmensziele. Das erfordert gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt Osterloh.

Mit freundlicher Genehmigung des Braunschweiger Verlags stellen wir >> hier den Artikel zur Verfügung.


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