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„exzellent“-Preise 2023: Innovative Ideen von Werkstätten für behinderte Menschen ausgezeichnet
Am heutigen Mittwoch hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) die „exzellent“-Preise 2023 verliehen. Im Rahmen der Eröffnung der Werkstätten:Messe 2023 in Nürnberg wurden sechs Projekte für herausragende Bildungskonzepte und besondere Produkte geehrt, die die Innovationskraft, den Ideenreichtum und die Vielfalt der Werkstätten für behinderte Menschen eindrucksvoll belegen.

„Werkstätten sind Orte der Innovation. Tag für Tag gestalten sie Arbeitsschritte so, dass auch Menschen mit schweren oder mehrfachen Behinderungen einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen können“, erklärt Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der BAG WfbM. „In diesem Jahr haben uns 24 Bewerbungen erreicht. Die Entscheidung ist unserer Fachjury daher nicht leichtgefallen“.

Je ein erstplatziertes und je zwei zweitplattzierte Projekte hat die achtköpfige Fachjury in den Kategorien „exzellent:arbeit“ und „exzellent:bildung“ für die Ehrung ausgewählt. Die Projekte erhalten ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro beziehungsweise 500 Euro, welches aus dem Reinertrag der bayernweiten Gewinnsparlotterie „Sparkassen-PS-Sparen und Gewinnen“ finanziert wird.

Dr. Markus Gruber, Amtschef im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, gratulierte den Preisträgern und übermittelte auch die Glückwünsche von Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf. In der Laudation, die Dr. Gruber in Vertretung für Staatsministerin Scharf verlas, wurde die persönliche Anerkennung der Sozial- und Arbeitsministerin für die ausgezeichneten Projekte deutlich: „Inklusion hat für mich oberste Priorität! Herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerinnen und Gewinner der „exzellent“-Preise. Es ist beeindruckend, mit welchen innovativen Ideen die Werkstätten die berufliche Inklusion vorantreiben! Jedes Talent ist ein großer Gewinn für uns alle. Arbeit ist sinnstiftend und lebt vom sozialen Miteinander! Ich setze mich für ein Bayern ein, in dem ein selbstbestimmtes Leben und Teilhabe für alle Menschen – mit oder ohne Behinderung – selbstverständlich sind. Bayern ist gemeinsam stark!“

© BAG WfbM/Steffen Kirschner
Erstplatziert in der Kategorie „exzellent:arbeit“: Erfahrungsfeld der Sinne EINS+ALLES der Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Laufenmühle
Beim Erfahrungsfeld der Sinne EINS+ALLES wird die Werkstattleistung zum Begegnungsort, durch den viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Die Angebote zur Teilhabe am Arbeitsleben reichen von Gartenbau und Waldwerkstatt über Tier-Oase, Kerzenwerkstatt und Wäscherei bis zu Gastronomie, Kaffee-Rösterei und der Betreuung der rund 100.000 Gäste, die das Erfahrungsfeld der Sinne im Welzheimer Wald jedes Jahr besuchen. Vor allem die breite Vielfalt und die Vernetzung der Arbeitsbereiche sowie die starke Sozialraumorientierung gaben den Ausschlag für die sehr gute Bewertung des Erfahrungsfelds der Sinne EINS+ALLES. Die Jury hebt außerdem hervor, dass Menschen mit Behinderungen als Expert*innen für ihren Aufgabenbereich sowohl gegenüber Kolleg*innen als auch gegenüber Besucher*innen auftreten. Sie nehmen damit eine zentrale Rolle in der sehr professionellen Außendarstellung der Werkstatt ein und leisten einen wichtigen Beitrag, um für die Themen Inklusion und Teilhabe zu sensibilisieren und zu begeistern.


© BAG WfbM/Steffen Kirschner
Erstplatziert in der Kategorie „exzellent:bildung“: Xblog der Alexianer Werkstätten
Der Xblog ist ein Ort des digitalen Austauschs von Menschen mit psychischen Erkrankungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Als Expert*innen in eigener Sache können Beschäftigte aus allen Bereichen der Alexianer Werkstätten hier zu den Themen sprechen und sich informieren, die sie in ihrem Alltag bewegen. Der Xblog bietet ein hohes Maß an Möglichkeiten der Vernetzung unter den Beschäftigten, aber auch mit Menschen aus anderen Einrichtungen sowie Interessierten aus der breiten Öffentlichkeit. Die Jury der „exzellent“-Preise 2023 haben insbesondere die immense thematische Vielfalt auf dem Xblog sowie die sehr hohe Qualität der Inhalte und der Darstellung besonders begeistert. Ausdrücklich gelobt wird der Mut, mit dem auf dem Xblog auch unbequeme Themen, die mit Unsicherheit, Scham oder Ängsten behaftet sind, aufgegriffen werden. Die Alexianer Werkstätten haben mit dem Xblog eine einzigartige Plattform geschaffen, auf der Menschen mit Behinderungen unabhängig von Ort und Zeit Unterstützung und Austausch finden können.


Zweitplatziert in der Kategorie „exzellent:arbeit“: Radservicestation der Caritas Betriebs- und Werkstätten GmbH sowie Klimakoffer der Caritas Werkstatt für Menschen mit Behinderung Dachau

© BAG WfbM/Steffen Kirschner
Die aus Edelstahl gefertigten Stationen bieten eine Fußluftpumpe sowie eine Auswahl von Werkzeugen für alle kleinen und großen Reparaturen rund um das Rad. Fahrradfahrer*innen, Rollstuhlfahrer*innen, aber auch Skateboard-Fahrer*innen und Personen mit einem Kinderwagen können die Stationen gleichermaßen rund um die Uhr und kostenfrei nutzen. Die Jury der „exzellent“-Preise lobt insbesondere, dass von der Entwicklung über die Fertigung bis zum Vertrieb alle Aufgaben rund um die Radservicestationen von Beschäftigten der Caritas Betriebs- und Werkstätten übernommen werden. Die Servicestationen stärken den nachhaltigen Verkehr und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Mit einem Angebot, das offen und kostenfrei für alle nutzbar ist, steht zudem die gesellschaftliche Inklusion im Mittelpunkt und die Arbeit der Werkstattbeschäftigten ist im öffentlichen Raum sichtbar.





© BAG WfbM/Steffen Kirschner
Der Klimakoffer ist ein Experimentierkoffer, der als offizielles Lehrmittel an weiterführenden Schulen eingesetzt wird. Die Inhalte des Koffers veranschaulichen Schüler*innen den Klimawandel und sensibilisieren sie für das weltweite Zukunftsthema. Entwickelt wurde der Koffer gemeinsam mit einem Team der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Beschäftigten der Caritas Werkstatt Dachau fertigen viele Bestandteile des Koffers und konfektionieren ihn. Dabei hat die Jury besonders überzeugt, dass der Klimakoffer im gesamten deutschsprachigen Raum exklusiv von der Caritas Werkstatt Dachau vertrieben wird. Mit dieser Kooperation hat sich die Werkstatt als wichtiger Partner im Bereich Wissensvermittlung etabliert. Mit der Herstellung eines Lehrmittels zur Bildung von Kindern und Jugendlichen leistet die Werkstatt außerdem einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag und trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels zu stärken.




Zweitplatziert in der Katgeoire „exzellent:bildung“: Projekt „Demokratische Teilhabe stärken: Gründung einer Demokratiewerkstatt für Menschen mit und ohne Behinderungen“ des Bildungs-Zentrums Blauhaus des BWMK e. V. sowie inklusive Musikforum „NeonGrau52“ der Lebenshilfe Aachen

Bildungs-Zentrum Blauhaus exzellent:bildung
© BAG WfbM/Steffen Kirschner
Gemeinsam mit verschiedenen Partnern hat das Bildungs-Zentrum Blauhaus im Jahr 2021 eine Demokratiewerkstatt in Hanau ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Diskussions- und Lernplattform findet ein Austausch zu gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, historischen und politischen Themen statt. Dabei steht das Angebot grundsätzlich allen Interessierten – mit und ohne Behinderungen – offen, wie die Jury hervorhob. Denn Ziel der Demokratiewerkstatt ist es, den demokratischen Diskurs vor Ort zu beleben. Dass dieses Angebot gerade in Hanau umgesetzt wird, wo im Februar 2020 ein rechtsextremer Anschlag die Gesellschaft tief erschütterte, findet die Jury besonders lobenswert. Die Demokratiewerkstatt schließt zugleich eine Lücke innerhalb inklusiver Bildungsangebote, die das Thema Politik häufig ausklammern. Wissen rund um Demokratie stärkt die Selbstbestimmung und das Selbstbewusstsein von Werkstattbeschäftigten in Alltagssituationen und im Arbeitskontext.




Lebenshilfe Aachen exzellent:bildung
© BAG WfbM/Steffen Kirschner
Aus der spontanen Idee, für das 60-jährige Jubiläum der Lebenshilfe Aachen ein Lied zu schreiben und aufzunehmen, entstand ein dauerhaft es Projekt, das die Jury der „exzellent“-Preise aufgrund seines unkonventionellen Ansatzes begeisterte. „Neongrau52“ ist offen für Menschen mit und ohne Behinderungen. Gemeinsam Texte zu schreiben, Songs aufzunehmen und Musikvideos zu produzieren bietet den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu entfalten, sich zu eigenen Themen auszudrücken und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Was die Jury besonders begeistert: Im Projekt NeonGrau52 gehen Bildung und Spaß Hand in Hand. Wohl auch deshalb erzeugt das Projekt eine große öffentliche Wahrnehmung und stiftet eine gemeinsame Identität für jene Menschen, die durch die Lebenshilfe Aachen auf unterschiedliche Weise an Arbeit, Bildung und Gesellschaft teilhaben.


Weitere Informationen zu den ausgezeichneten und nominierten Projekten der "exzellent"-Preise 2023 finden Sie in dieser Broschüre externer Link.


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