Am Dienstag, den 21. Oktober 2025, fand die Online-Veranstaltung „Werkstatträte Deutschland redet mit … Politik!“ statt. Unter dem Motto „Die Zukunft unserer Arbeit“ diskutierten Vertreter*innen aus der Politik und von Werkstatträte Deutschland (WRD) in zwei Gesprächsrunden über eine Reform des Werkstattentgelts, berufliche Bildung sowie die Werkstätten-Mitwirkungsverordnung.
Zu den politischen Gäst*innen gehörten Kerstin Griese (Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, SPD), Heike Heubach (SPD, teilhabepolitische Sprecherin), Wilfried Oellers (CDU/CSU, teilhabepolitischer Sprecher), Simone Fischer (Bundestagsabgeordnete, Bündnis 90/DIE GRÜNEN) sowie Anne Zerr (Bundestagsabgeordnete, Die Linke, stellvertretend für Sören Pellmann). Vom Vorstand von Werkstatträte Deutschland nahmen Daniel Tabert, Lulzim Lushtaku, Petra Barth und Ronny Bode teil. Auch die BAG WfbM war durch die Vorstandsvorsitzende Andrea Stratmann bei der Diskussion vertreten.
Im Mittelpunkt stand die Frage nach einer Reform des Werkstattentgelts. Werkstatträte Deutschland e. V. fordert ein Entgeltsystem mit einem steuerfinanzierten Grundbetrag, ergänzt durch einen leistungsabhängigen Anteil – beide ohne Anrechnung auf die Grundsicherung.
Kerstin Griese bestätigte, dass die Bundesregierung an einem Gesetzesentwurf arbeite. Ziel sei es, die Reform nach dem Behindertengleichstellungsgesetz, also idealerweise im ersten Halbjahr 2026, einzuleiten.
Wilfried Oellers betonte die Notwendigkeit einer realistischen Reformperspektive. Verbesserungen beim Entgelt in Werkstätten müssten in dieser Legislaturperiode erreicht werden, verwies aber auf die Finanzierbarkeit. Entscheidend sei, dass Erhöhungen direkt bei den Beschäftigten ankommen und nicht durch Sozialleistungen wieder aufgezehrt werden. Auch forderte er, dass Werkstattbeschäftigte künftig eigene Lohnabrechnungen erhalten sollten.
Heike Heubach sprach sich für eine stärkere Anbindung des Entgelts an den Mindestlohn aus, während Anne Zerr das derzeitige Entgeltsystem als „organisierte Armut“ bezeichnete.
Auch die berufliche Bildung und die Werkstätten-Mitwirkungsverordnung (WMVO) standen im Fokus der Diskussion. Werkstatträte Deutschland fordert eine grundlegende Reform des Berufsbildungsbereichs: eine dreijährige Ausbildung mit standardisierten, bundesweit anerkannten Zertifikaten, um Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Außerdem solle die WMVO erneuert werden, um die Mitbestimmung der Werkstattbeschäftigten zu stärken.
Andrea Stratmann betonte, dass Werkstätten weiterhin eine wichtige „Ausgleichsstruktur zu einem nicht-inklusiven Arbeitsmarkt“ darstellen. Solange Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht ausreichend Chancen hätten, seien Werkstätten unverzichtbar. Bildung und Qualifizierung in den Werkstätten dürften deshalb nicht diskreditiert werden. Sie betonte die Bedeutung von der bundesweiten Anerkennung von Teilzertifikaten.
Von politischer Seite unterstützten mehrere Gäst*innen grundsätzlich das Anliegen, den Berufsbildungsbereich aufzuwerten: Wilfried Oellers plädierte für eine Verlängerung der beruflichen Bildung auf mindestens drei Jahre und die Einführung teilqualifizierender Module, die auch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt anwendbar sind. Zugleich betonte er, dass das Wunsch- und Wahlrecht erhalten bleiben müsse. Niemand solle gezwungen sein, die Werkstatt zu verlassen, wenn er oder sie sich dort gut aufgehoben fühle, so Oellers.
Simone Fischer unterstützte die Forderung nach längerer und flexibler gestalteter beruflicher Bildung. Sie sprach sich für ein Recht auf lebenslanges Lernen aus und betonte, dass Qualifizierungen aus den Werkstätten künftig bundesweit anerkannt werden müssten. Heike Heubach verwies darauf, dass die SPD-Fraktion bereits eine Werkstatträtekonferenz für das kommende Jahr plane, um genau diese Reformfragen weiter voranzutreiben.
Zum Abschluss unterstrichen Petra Barth und Lulzim Lushtaku: „Es gehe nicht um Extrawünsche, sondern um das Minimum von Gerechtigkeit.“
Politik
21.10.25
„Werkstatträte Deutschland redet mit… Politik!“ – Politische Vertreter*innen äußern sich zu geplanten Werkstattreformen







