Bildung 20.12.03
Berufliche Fort- und Weiterbildung für Menschen mit Behinderung
zur stufenweisen Eingliederung in das Arbeitsleben
Projekt und Fachtagung in Jena

Nach dreijähriger Laufzeit wurde das Projekt „Berufliche Fort- und Weiterbildung für Menschen mit Behinderung zur stufenweisen Eingliederung in das Arbeitsleben” erfolgreich abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden am 4. November 2003 auf einer Fachtagung mit den Kooperationspartnern vorgestellt und diskutiert. Das Projekt hatte das Ziel, Werkstätten für behinderte Menschen Impulse und praktische Unterstützung bei der beruflichen Fort- und Weiterbildung für alle Beschäftigten – insbesondere im Arbeitsbereich und damit auch nach Absolvierung des Berufsbildungsbereiches – als Voraussetzung zur stufenweisen Eingliederung in das Arbeitsleben innerhalb und außerhalb der Werkstatt zu geben (vgl. §41 und § 136 SGBIX).

Für den Erfolg des Projektes war es erforderlich, die Ressourcen des Landesverbandes als Bildungsanbieter, insbesondere im Bereich der Erwachsenenbildung für Menschen mit geistiger Behinderung, und der vier am Projekt beteiligten Werkstätten untereinander zu vernetzen.

Zentraler Projektbaustein war die fachpraktische Qualifizierung der Beschäftigten im Arbeitsbereich durch interne und externe Angebote in speziellen Berufsfeldern und am Arbeitsplatz. In den Werkstätten bzw. zentral wurden exemplarische Schulungen durchgeführt. Die Werkstätten wurden bei der Entwicklung eigener Kurskonzepte für Fortbildungsmodule fachlich beraten. Dafür wurden Lehr- und Lernmaterialien erarbeitet, die in den Materialpool eingeflossen sind, auf den Werkstätten künftig zugreifen können (s. Bestellschein). In Anbindung an das Projekt ist eine spezielle Kursreihe zur pädagogisch-methodischen Fortbildung des Fachpersonals entwickelt und angeboten worden. Das Projekt wurde durch die Deutsche Behindertenhilfe Aktion Mensch e.V. gefördert.

Nach einer Bestandsaufnahme vorliegender Konzepte, Materialien und der Umsetzung der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung behinderter Menschen in den beteiligten Werkstätten wurden Beratungsangebote sowie unterschiedliche Kursangebote der Fort- und Weiterbildung für Beschäftigte entwickelt und erprobt. Dabei wurden die jeweiligen werkstatt-spezifischen Voraussetzungen berücksichtigt, so daß es nun Erfahrungen mit ganz unterschiedlichen Inhalten, Vorgehensweisen und Organisationsformen gibt. In einer „Modellkonzeption zur Planung und Durchführung der beruflichen Bildung in der WfbM“ wurden diese Erkenntnisse verallgemeinert und die Ziele, konzeptionellen Inhalte, Angebotsstrukturen, organisatorischen Voraussetzungen, sowie Rahmenbedingungen der beruflichen Fort- und Weiterbildung festgeschrieben.

In ihrem Eingangsreferat auf der Fachtagung stellte die Vertreterin der BAG WfbM, Edith Münch, die das Projekt im Beirat aktiv unterstützte, die Eckpunkte im Bereich der Aufgaben beruflicher Bildung in der Werkstatt dar. Sie betonte die Notwendigkeit einer geeigneten Konzeption, die Gestaltung individueller Lernprozesse auf der Grundlage methodisch-didaktischen Fachwissens und den partnerschaftlichen, dialogorientierten Lernprozeß, der die Selbstbestimmung und Teilhabe weiterentwickelt.

Wolfgang Klammer, Projektfachberater, stellte in seinem Referat die Aufgaben, Möglichkeiten und Chancen beruflicher Fort- und Weiterbildung – auch vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Evaluation der am Projekt beteiligten Werkstätten – dar und kam zu dem Ergebnis: Mit der praktischen Gestaltung der beruflichen Fort- und Weiterbildung werden die Postulate Integration und Selbstbestimmung umgesetzt. Dazu bedarf es Zielvereinbarungen und einer realistischen und zugleich zukunftsorientierten Sicht, um letztlich auch Übergänge auf den Arbeitsmarkt für einzelne Beschäftigte vorzubereiten und zu erreichen. Mit dem Projekt haben die Werkstätten einen wichtigen Schritt in die eigene Zukunftssicherung unternommen.

Die „Praxis” stand im Mittelpunkt der Tagung: In fünf Arbeitskreisen berichteten die beteiligten Werkstätten und der Landesverband über ihre Projekterfahrungen und die erzielten Fortschritte. Vielfältige weiterführende Fragen und lebhafte Diskussionen schlossen sich an die Berichte aus dem Projekt an - und wie gewöhnlich war die zur Verfügung stehende Zeit (zu) knapp bemessen: Es wurde deutlich, wie groß einerseits das Interesse an den Fragen der beruflichen Fort- und Weiterbildung in der Werkstatt bei den zahlreichen Teilnehmern aus Thüringen und anderen Bundesländern ist und wie sehr andererseits viele Fachkräfte Informationen, Materialien und den Erfahrungsaustausch dazu suchen. Der zur Nutzung bereitgestellte Materialpool und die ergänzende Präsentation der Werkstätten konnten hier ebenso weiter helfen, wie Hinweise auf Fachliteratur und andere Quellen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion nahmen neben Sachverständigen auch zwei Werkstatt-Beschäftigte teil, die ihre positiven Erfahrungen aus dem Projekt darstellten. Im Übrigen wurde klargestellt, daß berufliche Fort- und Weiterbildung in der Werkstatt nicht nur gesetzlicher Auftrag im Sinne der Beschäftigten ist (Selbstverwirklichung, Entfaltung, Bestätigung, Verdienst, Normalität, Teilhabe), sondern auch der Existenzsicherung und Weiterentwicklung der Werkstätten dient: Je besser die Qualifikation der Beschäftigten, desto effizienter, vielseitiger, beweglicher, unabhängiger die Produktion, desto besser die Motivation der Menschen und die Qualität der Produkte und Dienstleistungen.

Dr. Rainer B. Brackhane
Fachberater, Dozent

Dr. Monika Swillus
Projektleiterin, Lebenshilfe LV Thüringen e. V.

Den vollständigen Artikel, die Dokumentation und den Bestellschein finden Sie hier



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